Jene sieben Football-Enthusiasten, die sich Ende November 2018 in der Gaststätte „Wittekindstal“ in Häverstädt zusammenfinden, um den American Football nach Minden zu holen, hätten sich sicherlich nie vorstellen können, welche rasante Entwicklung ihr Projekt nehmen würde. Doch schon wenige Wochen später, im Februar des darauffolgenden Jahres, wurde deutlich, welches Potenzial im Mühlenkreis für einen erfolgreichen Start des amerikanischen Sports vorhanden ist. Beim ersten Tryout mussten Interessenten auf eine zweite Auflage verwiesen werden, weil der Ansturm zu groß war.

Ihr sportliches Zuhause fanden die „Minden Wolves“, wie sie von den Gründern benannt wurden, bei der DJK Dom Minden, die sie mit offenen Armen empfing und gerade die Anfänge des Trainings auch stark unterstützte.

Geplant ist zunächst der Aufbau einer Herrenmannschaft, die 2020 am Ligabetrieb teilnehmen soll. Und die Resonanz im gesamten Minden-Lübbecker Land ist überwältigend. Die Teilnehmerzahlen bei zwei ausgerichteten Try-Outs sprengen jegliche Vorstellungen. American Football elektrisiert die Massen im Mühlenkreis. Im März 2019 starten unsere Wölfe das offizielle Training. Mit über 80 Aktiven aus den Try-Outs – eine selbst für erfahrene Footballer unglaublich hohe Zahl.

Die Football-Neulinge in Praxis und Theorie an den Sport herangeführt, um das erste große Ziel zu verwirklichen: die Teilnahme am Spielbetrieb in der Aufbau-Liga NRW.

Ob beim Training oder im Umfeld, die Minden Wolves verfügen über ein großes Faustpfand: Fachleute in allen Bereichen. Außerdem eine Menge an wertvollen Kontakten. Die sorgen auch dafür, dass sich neben dem GFL-Coach Thomas Bonk auch Phillip Gamble, einer der besten Running Backs Deutschlands, vom Erstligisten aus Hildesheim den Minden Wolves anschließt.

Auch für eine zukunftsweisende Stütze wird gesorgt: Unter der Leitung von Jan-Christian Schmale und Headcoach Phillip Gamble werden die Minden Wolves Cubs, die Jugendabteilung der Wölfe, aufgebaut.
Die Kontakte schlagen sich aber auch in der Ausbildung der Spieler nieder. Sowohl auf, als auch neben dem Spielfeld gibt es erstklassige Unterstützung. Ob durch eine Vielzahl an in der GFL1 arbeitenden Gastcoaches, oder den Mannschaftsarzt der Wölfe, Dr. Ulrich Grünwald, der auch für den Verband tätig ist und sogar die Nationalteams gesundheitlich betreut. Längst ist das Medicalteam der Wolves eines der besten in Deutschland.

Die Spieler sollen eben viel lernen, möglichst schnell und gern von den Besten. Sie arbeiten hart an sich, verzichten angesichts des umfangreichen Trainingsprogramms auf viel Gewohntes. Um dann im April das Erlernte endlich erstmals auf dem Feld erfolgreich umsetzen. Doch Corona hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Also noch ein weiteres Jahr warten.

In Online-Meetings bleibt das Wolfsrudel seinen Zielen treu und bereitet sich mit der Unterstützung seiner Coaches, den Physiotherapeuten und weiteren Gastcoches auf den Zeitpunkt vor, an dem der Trainingsbetrieb wieder aufgenommen werden darf.

2021 geht es dann endlich los. Und wie! Zum ersten Spiel kommen sage und schreibe 1.500 Zuschauer ins Mindener Weserstadion.
Die Nervosität war groß bei den Wolves, so dass der Sieg beim Debüt verpasst wurde. Am Ende hieß es 3:3 gegen die Herne Black Barons.

Es sollte aber der einzige Punktverlust des Wolfsrudels in der Saison bleiben. Ungeschlagen marschierte das Wolfsrudel durch die Meisterschaftsrunde der Landesliga, in die man hochgestuft worden war, und sicherte sich ungeschlagen vorzeitig den Titel und den Aufstieg in die Verbandsliga.

„Wir wollen ein positives Punktekonto“, hatte Sportdirektor Volker Krusche vor der Saison 2022 als Ziel ausgegeben. Es wurde mehr, sehr viel mehr. Mit ungeahnter Dominanz beherrschten die Wolves die Verbandsliga, blieben ohne Punktverlust und schrieben mit einem Score von 371:29 Geschichte. Der Durchmarsch als Neuling war der Lohn, der Aufstieg in der Oberliga der nächste Schritt in der Entwicklung des spannenden Projekts „Minden Wolves“.

Und noch etwas drückt den Hype aus, den die Wolves im Mühlenkreis erzeugt haben. Die fünf Heimspiele sahen zusammen fast 10.000 Menschen, fast 3.000 allein das Champions-Game gegen die Brilon Lumberjacks. Das sucht in Nordrhein-Westfalen seinesgleichen.

Es soll aber kein Zufall sein. In der Oberliga zählt man schon im Vorfeld zu den hocheingeschätzten Teams. Auch wenn eins über den Wolves thront: die Krefeld Ravens. Die Saison läuft wie erhofft. Die Wolves eilen von Sieg zu Sieg. Genauso wie die Ravens. Im Duell der Ungeschlagenen erwischen die Mindener nicht ihren besten Tag, müssen ihre erste Niederlage ihrer Vereinsgeschichte hinnehmen. Auch im Rückspiel ziehen sie gegen einen stärkeren Gegner den Kürzeren. Ansonsten aber halten sie sich schadlos, werden souverän Vizemeister. Im letzten Saisonspiel verzeichneten sie im Weserstadion rund 3.500 Zuschauer beim „Pink Ribbon-Spiel“. Wahnsinn!

Was 2023 nicht geklappt hat, sollte 2024 korrigiert werden. Diesmal gingen die Wölfe als Favorit in die Saison. Und sie wurden dieser Rolle vollauf gerecht. Zehn Spiele, zehn Siege, ein Score von 448:73 – die nächste „Perfect Season“. Der Aufstieg in die Regionalliga war perfekt. Und das mit Unterstützung aus der NFL!!! Jalen Dalton, der schon für die Chicago Bears, New Orleans Saints und Atlanta Falcons spielte. Eigentlich sollte es nur ein Besuch bei seinem Cousin Kenneth Patten jr. werden, doch warum nicht die Schuhe für die Wolves schnüren. Gesagt, getan. Und so war es für die Mindener ein Sechser mit Zusatzzahl als Jalen Dalton die letzten vier Spiele für das Wolfsrudel bestritt. Anschließend erhielt er einen Anruf aus den USA, bestritt bei den Dallas Cowboys ein Tryout und unterschrieb anschließend einen Vertrag. Aus Minden in die NFL!

Aktuell spielen die „Wölfe“ als Neulinge in der dritthöchsten Spielklasse Deutschlands. Und auch hier sorgen sie für Furore und haben in der Endphase der Saison immer noch beste Aussichten Ihr anfänglich für „zehn Jahre plus“ ausgegebene Ziel schon nach sage und schreibe fünf Jahren zu erreichen.

Neben den erfolgreichen Herren als Zugpferd der Minden Wolves verfügen die Footballer inzwischen über einen breit aufgestellten Jugendbereich. Die „Cubs“ bilden eine U13-, U16- und U19-Mannschaft. Alle eigenständig, was aktuell angesichts fast ausschließlich gebildeter Spielgemeinschaften eine Seltenheit in Nordrhein-Westfalen ist. Außerdem gibt es ein Senioren-Flagteam, in dem Männer und Frauen ab dem 16. Lebensjahr gemeinsam den körperlosen Football praktizieren. Und seit Anfang 2025 legt das Wolfsrudel auch Wert auf Nachwuchs im Flagfootball, was in kurzer Zeit bereits sehr gut angenommen wurde.

Und natürlich darf eins auch nicht fehlen: die Cheerleader. Hier freut sich die Gruppe „Blue Heat“ über Zuwachs.